1956

Geschehen

In der Hauptversammlung am 25. Februar wird die Erweiterung des Flugzeugparks diskutiert und beschlossen. Um die Vereinskasse aufzufüllen, wird die Gö4 verstärkt für Gastflüge eingesetzt; die Nachfrage durch viele Ausflügler und Zuschauer, die zum Flugplatz kommen, ist stetig gestiegen. Dadurch wird das Flugzeug der Ausbildung von Nachwuchspiloten entzogen, weshalb der Bedarf für ein weiteres, doppelsitziges Schulungsflugzeug entsteht. Außerdem soll der Leistungsfluggedanke weiter verbreitet werden, weshalb über die Beschaffung eines weiteren Leistungsflugzeuges nachgedacht wird.

Beim Doppelsitzer fällt die Wahl auf die von der Fa. Schleicher entwickelte Rhönlerche. Um Kosten zu sparen, soll dieses Flugzeug  wieder zu einem hohen Anteil im Eigenbau hergestellt werden. Nach Erwerb der Baulizenz mit den erforderlichen Zeichnungen sowie einiger vorgefertigter Bauteile wie dem Stahlrohrrumpf, den Beschlägen und den Flügelnasen incl. Hauptholm wird im Juni mit dem Bau begonnen.

Bereits schon seit dem letzten Jahr schwächelt die Packard-Winde; in der Folge wird über einen Ersatz nicht nur nachgedacht, sondern dieser über den Winter auch in Angriff genommen. Heinrich Löffler, der bei Daimler-Benz angestellt ist, kann dort einen generalüberholten Dieselmotor mit 145 PS organisieren. Dieser wird der Fliegergruppe als Spende überlassen. Als Fahrgestell wird ein gebrauchter Opel Blitz günstig erworben. Umgehend macht sich ein Team um Eugen Kautter an den Aufbau der neuen Winde. Leider fällt bereits im Frühjahr die Packard-Winde irreparabel aus. Bis zur Fertigstellung der neuen Winde hilft die Fliegergruppe Plochingen zwischenzeitlich mit ihrer über die Nachkriegswirren geretteten Pfeiferwinde aus. Im Gegenzug werden die Plochinger Flugschüler auf Dettinger Fluggerät ausgebildet. Im Sommer wird dann die neue Winde fertig und nach erfolgter Abnahme mit der Zulassung SW-112 in Betrieb genommen und auf den Namen „Teckschleuder“ getauft.

Fast zeitglich mit der Beschaffung des Windenmotors, gelingt es Heinrich Löffler auch einen Mercedes 170D als Spende bei Daimler-Benz loszueisen. Dieses Fahrzeug wird in Vereinsbesitz betrieben und wird in erster Linie für die Fluglager und die Rückholtouren der Leistungsflieger eingesetzt. Wie damals üblich werden Überlandflüge in der Regel mit Unterstützung des Rückenwindes in gerader Richtung durchgeführt, sodaß Flugzeug und Pilot mitunter aufwendig per Auto und Anhänger zurückgeholt werden müssen. 

Seit geraumer Zeit bessert die Fliegergruppe die Vereinskasse – neben den weiter oben erwähnten Gastflügen gegen Bezahlung – zusätzlich durch den Verkauf von Getränken und einfachen Speisen auf. Besonders beliebt sind die Landjäger, die es übrigens heute noch bei uns zu kaufen gibt. Der Verkauf erfolgt an die Mitglieder, aber auch unter der Hand und inoffiziell an die zahlreichen Zuschauer. Gegen diesen Zustand wehren sich die ortsansässigen Gastwirte. Auf deren Druck fordert die Gemeinde die Fliegergruppe auf, diesen Zustand durch eine ordentliche Wirtschaftsgenehmigung zu legitimieren. Diese wird schließlich beantragt und im Mai erteilt. Damit auch die Räumlichkeiten der Erlaubnis gerecht werden, wird der frühere Fallschirmraum und ein kleiner, tiefer liegender Raum zur Kantine umgebaut.

Ende Juli/Anfang August findet wieder das fast schon traditionelle Fluglager auf dem Klippenenck statt, zu dem sich die auf dem Dettinger Gelände fliegenden Gruppen Plochingen und Frickenhausen sowie die befreundete Gruppe aus Winzeln anschließen.

Es dauert bis in den November, bis es zur Bestellung des angedachten, weiteren Leistungsflugzeuges kommt. Bei Fa. Schleicher wird ein Exemplar des Hochleistungsflugzeuges Ka 6 bestellt. Dieses Muster hatte seinen Erstflug Ende 1955 und wird seit 1956 vertrieben und hergestellt. Der Preis für das Flugzeug beträgt laut Auftragsbestätigung DM 8.230,-- DM. Da die Finanzierung aufgrund der chronisch schlechten Kassenlage nicht vollständig gesichert ist, werden von mehreren Mitgliedern zinslose Darlehen über insgesamt DM 7.000 gewährt - und in Anspruch genommen werden. Darüber hinaus wird für einen Teil des Kaufbetrages Ratenzahlung vereinbart. Für diesen Betrag fordert Fa. Schleicher zusätzlich eine Bürgschaft, die von drei Vereinsmitgliedern erbracht wird.

Im Jahr 1956 wurden auf Vereinsflugzeugen bei 1652 Starts 303 Stunden geflogen. Dabei wurden 2 B- und 4 C-Prüfungen abgenommen. 11 Fliegerkameraden erhielten ihre L1-Lizenz.