1963

Geschehen

"Falls mal wieder einmal ein Anlaß gegeben ist, eine Vereinschronik zu schreiben, wird dieses Jahr besonders hervorgehoben werden", das sind die Worte des 1. Vorsitzenden Willi Jauch beim Jahresbericht zum Jahr 1963 bei der Hauptversammlung 1964. Hintergrund ist das herausragende Ereignis des Jahres 1963: der Dettinger Fluglehrer Karl Bezler erfliegt gemeinsam mit den Fliegerkameraden Otto Schäuble und Rudi Lindner einen neuen Streckenweltrekord. Am Pfingstsonntag, dem 2. Juni 1963 fliegen die drei Piloten von einer ausgeprägten Ostwetterlage begünstigt von der Teck bzw. der Hahnweide bis nach St. Nazaire an der französischen Atlantikküste über eine Distanz von 875 km und stellen damit den seit 12 Jahren bestehenden Weltrekord des Amerikaners Richard H. Johnson ein.
Die drei starten unabhängig voneinander an der Teck und von der Hahnweide - Karl Bezler mit dem Ziel einen 500 km-Zielflug nach Beynes, ca. 20km westlich von Paris, durchzuführen. Karl Bezler steuert die Ka6 CR D-8342 des Vereins, Otto Schäuble startet ebenfalls mit einer Ka-6, während Rudi Lindner mit einem Phoenix fliegt, dem ersten in der zukunftsträchtigen Kunststoffbauweise gefertigten Segelflugzeug. Mehr oder weniger zufällig finden die drei Piloten im Raum Orleans per Funkverbindung zueinander und beschließen gemeinsam entlang einer sich bildenden Gewitterfront weiter nach Westen zu fliegen. Bei Annäherung an die Atlantikküste geht die Sicht merklich zurück und die Wolkenbasis sinkt deulich ab, sodaß sich die drei entschließen, auf einem Militärflugplatz bei St. Nazaire zu landen. Um den Entfernungsunterschied zwischen der Teck und der Hahnweide auszugleichen, wird vereinbart, daß Karl Bezler am östlichen Platzende und die beiden von der Hahnweide gestarteten Piloten am westlichen Platzende landen sollten. Die drei wissen zunächst nicht, welche Leistung ihnen mit diesem Flug gelungen ist. Sie können sich aber zunächst einige Zeit der französischen Gastfreundschaft erfreuen, denn bis die Rückholer eintreffen, vergehen mehr als 24 Stunden.
Im Anschluss muss Karl Bezler viele Ehrungen über sich "ergehen" lassen. Unter anderem nutzt die Fliegergruppe eine Mitgliederversammlung am 12. Juni um ihren Weltrekordflieger gebührend zu ehren. Zu diesem Anlass schließt sich auch Bürgermeister Käser an und überbringt die Glückwünsche der Gemeinde.  
Dieser Rekordflug stellt einmal mehr die hohe Leistungsfähigkeit der vergleichsweise kleinen Dettinger Fliegergruppe, der mit dem kleinen Fluggelände an der Teck nicht die allerbesten Bedingungen für solche Rekordflüge zur Verfügung stehen, unter Beweis. Dies zeigt sich auch erneut im bundesweiten Vergleich beim dezentralen Wettbewerb des DAeC: die Mannschaft Karl Bezler, Karl Fischer und Huldreich Müller erringt auf Bundesebene den 1. Platz in der Mannschaftswertung.  Außerdem belegt Erich Hezel beim Regionalwettbewerb des BWLV auf dem Klippeneck den 7. Platz
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Im Herbst wird wieder zum Föhnfliegen gefahren; zwischen dem 1. bis 6. November erfliegen dabei Dettinger Piloten in Innsbruck 4x die Bedingungen zum Höhendiamanten (5000m Höhengewinn) und  3x die Bedingungen zur Gold-C (3000m Höhengewinn). 

Der Zugvogel wird wie versprochen im April vom Hersteller Scheibe im Rohbau geliefert und im Anschluss ein Eigenarbeit fertiggestellt. Im August findet der Erstflug statt; am 9. November wird das Flugzeug anläßlich eines Fliegerballes in der Gemeindehalle von Bürgermeister Käser auf den Namen unserer Heimatgemeinde getauft.
Um die Finanzierung der im Frühjahr zur Auslieferung anstehenden Ka6 CR zu sichern, wird Ende des Jahres im Ausschuß beschlossen, die erste Ka 6 des Vereins, die D-8244 zu verkaufen. 

Daneben werden noch weitere Veranstaltungen durchgeführt oder unterstützt. So findet am 3. August wieder ein Sommernachtsfest in der Flughalle statt. Außerdem nimmt die Fliegergruppe am 14. Juli an einem Festumzug anläßlich der Fahnenweihe des Musikverein Dettingen teil. Dafür wird ein Festwagen aufgebaut, auf dem der Rumpf der Gö4 montiert ist und der erneut von Ursula Hähnle gestaltet wird.    

Im Sommer findet von 4. bis 17. August wieder ein Fluglager auf dem Klippenenck statt.

Da die beiden Winden an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen - und der Packard nicht mehr ganz taufrisch ist - wird in Erwägung gezogen, eine neue Winde mit zwei Trommeln zu bauen. Im September wird dies im Ausschuss beschlossen. Zunächst soll geprüft werden, ob dazu der in der existierenden Winde SW112 eingebaute Motor verwendet werden kann.

In der Halle herrscht mehr und mehr Platznot. Nach wie vor werden die Werkstatträume in der Halle gemeinschaftlich mit den Segelfliegern aus Kirchheim genutzt. Es gibt deshalb eine "Dettinger Werkstatt" und eine "Kirchheimer Werkstatt". Um Platz zu schaffen, soll die Planung eines separaten Schuppens für Transportwagen und Fahrzeuge angegangen werden.

Zum Ende des Jahres eskaliert ein Streit in der Mitgliedschaft: von einem Mitglied wird dem Vorstand und einem Ausschußmitglied vorgeworfen, Kantineneinnahmen unterschlagen zu haben. In der Folge stellt der 1. Vorsitzende, der alle Vorwürfe zurückweist, Selbstanzeige beim Finanzamt und stellt sein Amt zur Hauptversammlung 1964 zur Verfügung. Zuvor finden mehrere Besprechungen in kleinerem Kreis statt, um die Vorwürfe aufzuklären. Es können jedoch keine schlüssigen Beweise vorgelegt werden.