Geschehen
In der Hauptversammlung stellt sich der bisherige Vorsitzende Christian Lauxmann aufgrund zeitlicher Überlastung durch seinen Beruf nicht mehr zur Wahl. Zu seinem Nachfolger wird Willi Jauch gewählt, zum 2. Vorsitzenden wird Karl Fischer bestimmt.
Im Februar ist dann auch endlich der Schulgleiter fertiggestellt und abnahmebereit. Der Erstflug erfolgt am 21. Februar. Eigentlich kommt seine Fertigstellung jedoch zu spät; sein Einsatzzweck ist nicht mehr zeitgemäß. Die Tatsache, daß die Ausbildung auf doppelsitzigen Flugzeugen viel effektiver als die althergebrachte Einsitzerschulung ist und damit dem Bedarf der zunehmenden Zahl an Flugschülern viel besser entgegenkommt, stärkt das Bestreben einiger Mitglieder einen Doppelsitzer anzuschaffen. Auch begünstigt durch den Vorstandswechsel beschleunigt sich diese Entwicklung. Im März gelingt es durch geschickt eingefädelte Verhandlungen über Seff Kunz, den damaligen Vorsitzenden der Segelflugkommission des DAeC, eine über den Winter in Dettingen abgestellte Gö 4 vom DAeC zum Preis von DM 4.000 zu erwerben. Aufgrund des schlechten Zustands des Fliegers, wurde dieser zuvor noch durch die Fa. Wolf Hirth überholt und neu lackiert. Diese Maßnahmen waren im Kaufpreis enthalten. Da die Kassenlage sehr angespannt ist, kann das Flugzeug nur über Spenden, dem Bonus eines Liefervertrags mit der Schwabenbräu-Brauerei sowie gestreckter Zahlungsziele des DAeC finanziert werden; für die zeitgleiche Übernahme des Transportwagens ist zunächst kein Kapital mehr vorhanden.
Die Verhandlungen mit der Gemeinde über eine beiderseits akzeptable Vereinbarung zur Nutzung des Fluggeländes wird Anfang des Jahres durch den neuen Vorstand wieder aufgenommen. Zunächst kommt es zu einer vorläufigen Einigung, daß wieder geflogen werden darf. Zwischenzeitlich trübt sich die Stimmung jedoch wieder ein, da die Gemeinde unter der Führung von Bürgermeister Mahle fordert, daß die Fliegergruppe in das Vereinsregister eingetragen wird. Erste Satzungsentwürfe werden diskutiert. Im Herbst gelingt ein weiterer Kompromiss, der auch den anderen Gruppen die Nutzung des Geländes ermöglicht. In den Verhandlungen wird Willi Jauch durch Dr. Willy Hub unterstützt; dieser ist der Schwiegersohn des Eigentümers der Fa. Dietz-Motoren und ist in der Gemeinde eine angesehene Persönlichkeit - seine Meinung hat Gewicht.
Für die Kantine wird ein Dienstplan erstellt – der Dienst beginnt um 8 Uhr morgens und endet laut Protokoll ohne Unterbrechung am Abend.
Weiterhin wird beschlossen, den Schulbetrieb bereits generell um 6 Uhr morgens zu beginnen, der restliche Flugbetrieb sollte um 9 Uhr starten. Das Flugbetriebsende wird auf 20 Uhr festgelegt ! Bei gutem Flugwetter wird der Betrieb auch schon mal per Aushang zeitlich vorverlegt.
Einen herben Tiefschlag musste die Fliegergruppe am 18. Juli 1954 einstecken. Erwin Stuhler verunglückt tödlich beim Windenstart vom Bölle mit einer von ihm und weiteren Mitgliedern selbstgebauten Fauvel AV36, einem schwanzlosen Flugzeug französischer Konstruktion. Direkt nach dem Ausklinken gerät das Flugzeug ins Trudeln und schlägt im Gelände nahe Owen auf, ohne daß Hermann Stuhler das Flugzeug wieder unter Kontrolle gebracht hatte. Jede Hilfe für ihn kommt zu spät, er verstirbt noch am Unfallort; die Absturzursache wird nie abschließend geklärt.
Die eigentlich bereits für den 25. Juli geplante Taufe der Gö4, des Schulgleiters und auch der AV36 wird aufgrund des Unfalls abgesagt und auf den 14. September verschoben. An diesem Tag werden dann die beiden neuen Vereinsflugzeuge im Rahmen einer Feierstunde in der Flughalle getauft. In Erinnerung an die beiden Gründungsmitglieder Erwin Stuhler und den bereits ein Jahr zuvor bei einem Motorradunfall tödlich verunglückten Walter Weber wurde die Gö4 von Wolf Hirth auf den Namen „Kamerad“ getauft. Regierungsdirektor Dr. Schad als Vertreter des BWLV fungierte als Taufpate für den Schulgleiter, der den Namen „Hohlwegrutscher“ erhielt; dieser Name sollte Ausdruck der Verbundenheit mit der Gemeinde, deren Bewohner in der Region als Hohlwegrutscher bezeichnet werden, sein.
Um den Leistungsflug zu fördern, wird der Bau eines weiteren Flugzeuges beschlossen. Die Wahl fällt auf das Muster L-Spatz (L=Leistung) der Fa. Scheibe. Für den Bau werden noch im Herbst die Zeichnungen sowie der geschweißte Stahlrohrrumpf und die vorgefertigten Hauptholme von Fa. Scheibe beschafft. Im Oktober wird mit dem Bau begonnen.
In der zweiten Jahreshälfte eskaliert ein Konflikt zwischen den Dettinger Gastwirten und den örtlichen Vereinen. Die Wirte verlangen in einem Schreiben an die Gemeinde die sofortige Einstellung von nicht genehmigten öffentlichen Bewirtungen der Vereine in deren Vereinsheimen bzw. bei verschiedenen Festen.
Im Jahr 1954 wird die Gesamtstartzahl gegenüber dem Vorjahr deutlich auf 1777 gesteigert; dabei werden 206 Stunden geflogen. Es wurden je 7 A- und B-, sowie je 1 C-Prüfung abgenommen, einmal wurde das Leistungsabzeichen zur Silber-C erteilt. Es gab zwei neue Luftfahrerscheine L1 und einen L2.