Geschehen
Die Wintersaison ist wieder sehr arbeitsintensiv. Neben der bereits im Herbst begonnenen Grundüberholung der Gö4 wird auch noch das Baby abgezogen, neu bespannt und lackiert. Bei den Metallern wird neben dem Neubau eines Transportwagens der Umbau der alten Packard-Winde, die immer noch ihren Dienst versieht, angegangen. Dieser wird im Herbst abgeschlossen und die Winde neu abgenommen.
Die Hauptversammlung findet am 12. Februar statt, anwesend sind 34 Mitglieder. Im Rahmen der Versammlung wird Paul Weishaar zum Ehrenmitglied ernannt, der Wanderpreis für fliegerische Bestleistungen im Vorjahr geht erneut an Karl Fischer.
Aufgrund seiner sportlichen Leistungen der beiden vergangenen Jahre, wird Karl Fischer zu den Deutschen Segelflugmeisterschaften in Karlsruhe Forchheim gemeldet; er soll dort mit der Ka 6 in der Standardklasse antreten. Die Kosten trägt die Fliegergruppe – für die Mannschaft wird ein Tagegeld von DM 8,-- genehmigt. Die Stimmung in der Gruppe ist ziemlich skeptisch - was sollte Karl gegen so hochrangige Namen wie Heinz Huth ausrichten können? Umso größer ist die Freude, als Karl nach sieben geflogenen Wertungstagen mit dem 6. Platz in der Gesamtwertung nach Hause zurückkehrt! Dabei verweist er sogar den späteren Weltrekordpiloten Hans-Werner Grosse auf die Plätze. Den Sieg unter den 21 Piloten in der Standardklasse holt sich Heinz Huth.
Neben diesem herausragenden Einzel-Ergebnis landet auch das Team Karl Bezler, Karl Fischer und Willi Jauch einen tollen Erfolg: beim BWLV-Wandersegelflugwettbewerb belegen sie den ersten Platz in der Mannschaftswertung. Diese Wettbewerbsform wurde vom BWLV erstmalig in diesem Jahr , ins Leben gerufen mit dem Ziel, den Nachwuchs zum Überlandflug zu motivieren. Für jeden teilnehmenden Piloten werden die beiden besten Wertungstage gewertet – geflogen werden kann nur an den Wochenende. An jedem Wertungstag darf auf beliebig vielen Fluggeländen im Bereich des BWLV gelandet und dann auch wieder gestartet werden. Gewertet wird die zurückgelegte Gesamtflugstrecke.
Eine weitere herausragende sportliche Leistung erfliegt Karl Bauer. Er ist zwar nicht Mitgliede der Dettinger Fliegergruppe sondern der aus Waiblingen, doch startet er am 24.06. mit seiner „Weihe“ zu einem aufsehenerregenden Flug an der Winde in Dettingen: er stellt mit diesem Flug mit einem Höhengewinn von 9713 Metern den aktuellen Höhenweltrekord ein; die erreichte Gesamthöhe liegt bei 10357m über Meereshöhe. Diesen Höhengewinn erfliegt Karl Bauer nachdem er am späten Vormittag an der Winde gestartet war und bereits mehrere Stunden Thermik geflogen ist, nachdem er am Abend in die Wolke eines sich aufbauenden Gewitters einfliegt und dort im Blindflug das immense Steigen ausfliegen kann. Trotz prasselndem, Regen und Hagel reißt ihn die Strömung mit bis zu 20 m/s fahrstuhlartig nach oben.
Die schönen Erfolge machen hungrig auf mehr Überland- und Leistungsflüge. Um diesen Bedarf zu decken, ist ein weiteres Leistungsflugzeug erforderlich. Aufgrund der sehr guten Erfahrungen mit der seit zwei Jahren im Einsatz befindlichen Ka 6, wird deshalb beschlossen, ein weiteres Exemplar dieses Musters anzuschaffen. Die Bestellung erfolgt im August; der Liefertermin soll im Frühjahr des kommenden Jahres sein.
Doch neben den sportlichen und fliegerischen Erfolgen bringt das Jahr 1959 leider auch wieder einen Anlass zur Trauer: am 25. Juli startet Wolf Hirth am Dettinger Gelände zu seinem letzten Flug. In der Kurve zum Eindrehen in die Landerichtung schmiert seine Lo 150 ab und schlägt in einem Kornfeld auf Höhe der heutigen Siedlung Guckenrain-Nord auf. Wolf Hirth erleidet beim Aufprall tödliche Verletzungen; als Unfallursache wird ein Herzinfarkt vermutet.
Am 6. März wird mit der studentischen Burschenschaft Ghibellinia aus Stuttgart ein Vertrag abgeschlossen, der den Studenten die Ausbildung zum Segelflug in der Fliegergruppe Dettingen ermöglicht. Im Mai findet auf dem heimischen Fluggelände erstmalig ein gemeinsames Fluglager statt. In der Folge entsteht für mehrere Jahre eine engere Verbindung der beiden Gruppen.
Im Laufe des Jahrs wird die Eintragung der Fliegergruppe ins Vereinsregister angegangen. Dazu wird zunächst eine Satzung ausgearbeitet.
Am 11. Juli wird wieder ein Sommernachtsfest in der Halle durchgeführt, um mit diesen Einnahmen die Kasse aufzubessern bzw. die neuesten Anschaffungen bezahlen zu können.
Mit Wirkung zum 1.8.1959 wird die Trennung von bzw. die Auflösung der Modellfluggruppe beschlossen.
Insgesamt führt die Gruppe 3013 Starts mit 1206 Flugstunden durch. Dabei werden 8519 dokumentierte Überland-Kilometer erflogen. Dies bedeutet eine nochmalige Steigerung zu den Vorjahren, wie die Statistik eindrucksvoll beweist.